Wein-Wettbewerbe entwirrt: Was Wein-Medaillen über Qualität verraten

Wer im Supermarkt vor dem Regal steht, entdeckt sicherlich Schweizer Weine, auf denen goldene oder silberne Kleber glänzen. Was bedeuten diese Auszeichnungen? Und schmecken die Sieger von Weinwettbewerben besser als diejenigen ohne Medaille?

©Grape Things
Friday 15 Mar 2024 Verkostung

Noch kurz eine Flasche Wein einkaufen ist manchmal einfacher gesagt als getan. Die Auswahl im Laden scheint schier endlos – wie soll man sich da nur entscheiden? Abhilfe schaffen goldene oder silberne Kleber: Sie zeigen, dass der fragliche Wein bei einem Wettbewerb gut abgeschnitten hat.

Doch ein ganz so eindeutiges Gütesiegel sind die Medaillen nicht. Denn in der Schweiz und im Ausland gibt es eine unüberblickbare Anzahl an Auszeichnungen und Prämierungen. Und nicht jeder Wettbewerb verfügt über das gleich grosse Renommee.

Wollen Winzerinnen und Winzer einen Wein ins Rennen schicken, müssen sie dafür eine Gebühr bezahlen. Diese kostet schnell einmal über 100 Franken. Am Wettbewerb degustiert eine Fachjury „blind“, das heisst, ohne die Produzentin oder den Produzenten sowie die Herkunftsregion des Weins zu kennen. Die Jurymitglieder beurteilen unter anderem Aussehen, Geruch und Geschmack des Weins.

Nicht alle Wein-Wettbewerbe sind seriös

In der Schweiz halten sich alle Ausscheidungen an die Vorgaben der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV). Der Verband mit Sitz in Dijon (Frankreich) vertritt die Interessen des Weinbaus von derzeit 50 Mitgliedsstaaten auf allen Kontinenten. Er ist für Forschung und Technisierung zuständig, legt Standards fest und gibt Empfehlungen für den Weinanbau.

Die OIV empfiehlt, die Zahl der Medaillen auf 30 Prozent der Teilnehmenden zu beschränken. Das heisst, dass sich nach einem Wettbewerb bis zu jeder dritte Wein mit einem Kleber schmücken darf. Daneben gibt es weniger seriöse Prämierungen, bei denen gar mehr als die Hälfte der eingereichten Weine eine Auszeichnung erhalten.

Manche Wettbewerbe richten sich an ein lokales oder nationales, andere an ein internationales Teilnehmerfeld (z.B. Concours Mondial de Bruxelles oder Decanter World Wine Awards). Es gibt Auszeichnungen, bei denen eine einzige Rebsorte im Fokus steht (z. B. Mondial du Chasselas oder Mondial des Pinots) und solche, die ein breites Feld an Kategorien aufweisen (z.B. Grand Prix du Vin Suisse).

Medaillen gibt es ab einer bestimmten Punktzahl: Erreicht ein Wein mindestens 82 Punkte, gibt es Silber, ab 85 Gold und ab 92 das sogenannt grosse Gold.

Medaillen können Orientierung leisten

Aber Achtung: Die Medaillen dürfen nicht mit Noten oder Labels verwechselt werden. Noten sind Beurteilungen, die – selten „blind“ – von Weinkritikern oder -journalistinnen vergeben werden (z.B. Robert Parker). Noch einmal etwas anderes sind Labels wie IP-Suisse, die Bio-Knospe, Demeter oder Vinatura. Diese geben vor allem Auskunft über die Herstellung des Weins und weniger über die geschmackliche Qualität.

Wer also leicht überfordert vor dem Weinregal steht, kann sich bei der Entscheidung durchaus an den Medaillen orientieren. Sie sind aber nicht der einzige Indikator für hohe Qualität. Manche Schweizer Winzerinnen und Winzer nehmen nie an Wettbewerben teil, und das, obwohl sie Spitzenweine produzieren. Am Ende ist und bleibt Wein Geschmackssache: Was den einen schmeckt, muss den anderen nicht unbedingt munden.

Übersicht über die von Swiss Wine unterstützten Wettbewerbe:

Nationale Wettbewerbe

  • Grand Prix du Vin Suisse: Der Wettbewerb, veranstaltet vom Magazin Vinum und der Vereinigung Vinea, zeichnet jedes Jahr die besten Schweizer Weine und ihre Macherinnen und Macher aus.

  • Mondial du Chasselas: Seit 2012 zeichnet der Verein für die Förderung des Chasselas jährlich die besten Chasselas-Weine der Welt aus.

  • Mondial du Merlot & Assemblages: Eine grosse Weinprämierung für Produzenten, Händlerinnen und Importeure von Weinen aus der Rebsorte Merlot oder Assemblagen mit Merlot, organisiert von Vinea.

  • Mondial des Pinots: Die Vereinigung Vinea organisiert den einzigen Wettbewerb, der nur den Weinen der Rebsorte Pinot gewidmet ist.

Internationale Wettbewerbe

  • Concours Mondial de Bruxelles: Der internationale Wettbewerb ist in vier verschiedene Verkostungen unterteilt, damit jeder Wein typgerecht und professionell bewertet werden kann.

  • Decanter World Wine Awards: Beim renommierten Wettbewerb bewerten führende Weinexperten aus der ganzen Welt in London jedes Jahr über 17'200 Weine.

  • Sélection Mondiale des Vins Canada: Der grösste internationale Wein-Wettbewerb in Nordamerika zählt zu den renommiertesten Prämierungen der Welt.

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