Das La Vigne-Spa in Chexbres setzt ganz auf die Rebe: Im Glas, bei verschiedenen Behandlungen und dank der Aussicht auf die Weinberge des Lavaux. Mitbegründer Christian Jacot-Descombes verrät, was das Angebot so besonders macht.
Schweizer Wein trinken mit Aussicht: Das Spa "La Vigne - Swiss Wine Therapy" ist auf Erfolgskurs. Auf den Preis für Innovation im Weintourismus des Kantons Waadt im Jahr 2020 folgte 2022 die Auszeichnung Global Best of Wine Tourism der Great Wine Capitals. Dieses hat das Spa als bestes Weintourismusangebot der Schweiz ausgezeichnet.
Christian Jacot-Descombes, was war der Auslöser für das La Vigne-Spa im Lavaux?
Die Corona-Pandemie! Wir gingen ein Jahr lang auf Reisen, unter anderem nach Australien, Neuseeland, Südafrika und Argentinien. Nach unserer Rückkehr hatten wir die Idee, ein Unternehmen im Bereich des Weintourismus zu gründen, da dies in der Schweiz noch nicht so weit entwickelt ist. Wir dachten an ein Reisebüro, das sich auf Weinreisen spezialisiert. Als wir zurückkehrten, war es jedoch März 2020....
Nicht der beste Zeitpunkt, um ein Reisebüro zu eröffnen.
Also dachten wir daran, ein Angebot für Schweizer in ihrem eigenen Land zu schaffen. Hier im Lavaux sah man viele Leute, die am Wochenende zum Wandern kamen. Schliesslich kamen wir auf die Idee, diese aussergewöhnliche geografische Lage mit Wellness zu kombinieren. Warum nicht eine Badewanne inmitten der Weinberge aufstellen und zusätzlich Vinotherapie-Behandlungen anbieten?
Wie kamen die Dinge dann ins Rollen?
Wir bewarben uns für den Waadtländer Preis für Innovation im Weintourismus, der 2020 zum ersten Mal verliehen wurde, und gewannen ihn. Mit den 20'000 Franken Preisgeld konnten wir die Badewannen und anderes Material kaufen. Anschliessend haben wir nach einer Winzerin oder einem Winzer gesucht, der uns aufnehmen kann.
Und da sind Sie auf Eric Bovy von der Domaine Bovy gestossen?
Was den Weintourismus betrifft, ist Eric einer der fortschrittlichsten Winzer im Kanton Waadt. Er hörte uns sehr wohlwollend zu und fand, dass es eine gute Idee war.
Das La Vigne-Spa befindet sich auf seinem Weingut, inmitten von Rebbergen. Was ist das Besondere an diesem Ort?
Man ist inmitten der Natur, und dazu kommt noch diese aussergewöhnliche Aussicht. Die Gäste haben das Gefühl, mit den Weinbergen verbunden zu sein, wenn sie in der Badewanne ein Glas Wein trinken. Auch die Behandlungen sind besonders: Wir haben ein Peeling aus getrocknetem Traubentrester und Körperpackungen aus Traubenschalen. Da diese Rückstände normalerweise weggeworfen werden, fördern wir die Kreislaufwirtschaft.
Sind die Gäste nicht enttäuscht, weil sie nicht im Wein baden können?
Es gibt tatsächlich einige, die das erwarten (lacht). Wir erklären ihnen, dass eine Badewanne 150 Liter fasst, und es besser ist, den Wein zu trinken, als darin zu baden!
Sie haben erwähnt, dass der Weintourismus in anderen Teilen der Welt weiter entwickelt ist. Was fehlt in der Schweiz?
Bevor wir Eric trafen, sagten viele Winzerinnen und Winzer: Ich verkaufe Wein - ich habe keine Zeit und keine Lust, etwas anderes zu machen. Dabei gibt es wahrscheinlich noch viele Orte, an denen man eine Terrasse eröffnen und schöne Erlebnisse schaffen könnte.
Es fehlt also der Wille, auf den Weintourismus zu setzen?
Häufig ist der Weinbau noch sehr landwirtschaftlich geprägt. Die Winzerinnen und Winzer produzieren Wein, sie verkaufen ihn und arbeiten an der Qualität. Das Ergebnis: In der Schweiz werden mittlerweile aussergewöhnliche Weine produziert. Aber was die Hotelinfrastruktur und die Gastronomie angeht, haben einige Orte noch nicht viel zu bieten.
Braucht es dafür einen Generationenwechsel?
Das ist eher eine Frage der Kultur als der Generation. Es gibt heute viele junge Leute, die ins Ausland gehen, um ein Praktikum im Weinbau zu absolvieren. Sie entdecken zum Beispiel in Australien oder Neuseeland Weingüter, denen auch ein Luxusrestaurant, ein Hotel oder ein Bed and Breakfast angeschlossen sind. Selbst Einheimische verbringen das Wochenende in den Weinregionen, weil es dort so schön ist. Unsere zukünftigen Winzerinnen und Winzer erkennen dann, welches Potenzial bei ihnen vorhanden ist.
Christian Jacot-Descombes
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