Wer in der Schweiz Weinbau betreibt, muss zahlreiche Vorschriften einhalten – sowohl in den Reben als auch im Keller. So ist etwa auch im konventionellen Weinbau genau geregelt, wie viel Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen darf. Strebt ein Weingut nach mehr Nachhaltigkeit und grösserer ökologischer Verträglichkeit, kann es sich zertifizieren lassen. Je nach Label sind die Anforderungen dafür unterschiedlich streng.
Das Label IP-Suisse steht für Integrierte Produktion (IP) und setzt auf nachhaltigen und umweltschonenden Weinbau. Winzerinnen und Winzer, die nach den Richtlinien von IP-Suisse arbeiten, kombinieren moderne landwirtschaftliche Techniken mit traditionellen, naturnahen Methoden. Das Ziel ist es, den Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln auf ein Minimum zu reduzieren. Stattdessen wird auf natürliche Schädlingsbekämpfung und Bodenpflege gesetzt. Auch der Erhalt der Biodiversität spielt eine grosse Rolle: So fördern IP-Suisse-Weingüter die Artenvielfalt durch das Anlegen von Blühstreifen oder den Einsatz von Nützlingen. Der Einsatz von Gentechnik ist nicht erlaubt.
Weine, die mit dem Knospen-Label von Bio Suisse ausgezeichnet sind, müssen strenge Richtlinien erfüllen, die über die Anforderungen von IP-Suisse hinausgehen. Im Bio-Weinbau sind chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger verboten. Stattdessen setzen Bio-Winzerinnen und Winzer auf natürliche Kreisläufe und organische Materialien, um den Boden zu pflegen und die Reben gesund zu halten. Durch einen schonenden Einsatz von Maschinen und Technik bewahren sie die Bodengesundheit. Auch im Weinkeller gibt es Vorgaben: So sind beispielsweise Schwefelzusätze nur in deutlich geringeren Mengen als im konventionellen Weinbau erlaubt.
Demeter geht noch einen Schritt weiter als Bio und steht für biodynamischen Weinbau. Diese Methode basiert auf den Ideen des Anthroposophen Rudolf Steiner und betrachtet den Weinberg als einen in sich geschlossenen Organismus. Demeter-Winzerinnen und -Winzer setzen spezielle biodynamische Präparate ein, die zum Beispiel aus Heilpflanzen oder Kuhmist bestehen und in bestimmten Mondphasen ausgebracht werden. Der Einsatz dieser Präparate soll das Bodenleben stärken und die Vitalität der Reben fördern. Zusätzlich gelten strenge Vorschriften im Weinkeller. Die Trauben müssen von Hand geerntet werden, und der Einsatz von Zusätzen oder technischen Eingriffen ist stark begrenzt.
Sowohl in der Schweiz als auch im Ausland gibt es noch zahlreiche weitere Labels, welche die Umweltverträglichkeit eines Weins bezeugen. Dazu gehört etwa Vinatura, das von Vitiswiss, dem Schweizerischen Verband für eine nachhaltige Entwicklung im Weinbau, verliehen wird. Das Vinatura-Label garantiert den Konsumentinnen und Konsumenten, dass das Produkt nach den Richtlinien der nachhaltigen Entwicklung produziert worden ist.
Naturwein hat in den vergangenen Jahren stark an Bekanntheit zugelegt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen geschützten Begriff, und es gibt auch kein Naturwein-Label. Der 2021 gegründete Verein Schweizer Naturwein (VSNW) hat dennoch ein strenges Reglement verabschiedet. Dieses besagt, dass Naturwein ein Biowein ist, der ausserdem gänzlich ohne Zusatzstoffe, ohne Filtration und ohne zugeführte Sulfite auskommt. Zudem ist die Ernte von Hand obligatorisch.
Ob IP-Suisse, Bio oder Demeter – alle drei Labels stehen für einen Weinbau, der auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein setzt, jedoch in unterschiedlichem Ausmass. Für Konsumentinnen und Konsumenten bieten die Labels eine Orientierungshilfe, um bewusste Entscheidungen beim Weinkauf zu treffen. Über Geschmack und Qualität sagen die Zertifizierungen jedoch nichts aus. Ob einem ein Wein schmeckt, muss man also ganz für sich selbst herausfinden.
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